Nach seinen scharfen Drohungen in Richtung Teheran, die ein Kennzeichen seiner bisherigen Amtszeit waren, hat US-Präsident Donald Trump signalisiert, dass er womöglich zu einem neuen Atomabkommen mit der Islamischen Republik bereit wäre. „Wir werden sehen, was passiert, aber wir sind bereit, einen richtigen Deal zu machen, nicht so einen Deal, wie ihn die Vorgängerregierung gemacht hat, was eine Katastrophe war“, sagte Trump kürzlich bei einer Rede vor Veteranen in Kansas City.

„Wenn die Amerikaner wüssten, wie amerikafreundlich wir hier sind“

Mein letzter Aufenthalt in der Islamischen Republik Iran liegt zwei Jahre zurück. Damals hielt ich mich im Süden des Iran auf, unter anderem in der Metropole Isfahan. Für ausländische Besucher ist Isfahan eine orientalische Märchenstadt, ein Traum aus Tausend und einer Nacht. Für die Iraner eine relativ liberale Metropole, reich an Geschichte und Kultur.

Ein iranischer Bekannter erzählte mir damals beim Tee von einem Besuch in Tehrangeles -wie viele Iraner Los Angeles, aufgrund der vielen iranischen Einwanderer dort, scherzhaft nennen. Schätzungsweise sechs Millionen Iraner leben heute im Ausland. Nirgendwo auf der Welt leben aber -mit Ausnahme des Mutterlandes- so viele Iraner wie in Südkalifornien. Los Angeles ist ihre heimliche Hauptstadt. Alleine im Stadtteil Beverly Hills sind 20 Prozent der Einwohner iranischer Herkunft. „Wenn die Amerikaner wüssten, wie amerikafreundlich wir hier sind“, sagte mir mein Gegenüber, ein Arzt Ende dreißig.

Wir liefen anschließend die Chahar Bagh Straße hinunter, die von unzähligen Bars, Geschäften und Restaurants gesäumt ist. An diesem Nachmittag tummelten sich unzählige Menschen auf der Flaniermeile. Der ausländische Besucher wurde mit großem Interesse registriert und herzlich willkommen geheißen. Die Menschen reagierten mit Begeisterung, in jenem Sommer vor zwei Jahren, auf die wachsende Anzahl von Touristen in ihrem Land, mit denen sie, insbesondere die jungen, gerne ihre Fremdsprachenkenntnisse erprobten.

Erstaunt und verwirrt zugleich, nahmen viele westliche Besucher die erwähnten Eindrücke wahr, die kaum im Einklang zu bringen waren mit der medialen Berichterstattung, die sie von zu Hause gewohnt sind. Auf die Frage, wieso man so wenig Mullahs im Stadtbild zu sehen bekommt, von denen in den westlichen Medien so viel zu lesen ist, wurde mir geantwortet: "Die trauen sich kaum noch in die großen Städte, weil die Angst haben vor der jungen Generation. Manche geben sogar Gas, wenn Mullahs die Straße überqueren.

Aber ich möchte mich nicht in persönlichen Erinnerungen verlieren, dieses faszinierende Land steht ja Touristen theoretisch zur eigenen Anschauung offen.

Iran - eine Insel der Stabilität

Betrachtet man die geopolitische Ausgangslage einmal von der Distanz, so kommt man rasch zu der Erkenntnis, dass Iran heute immer noch oder wieder eine Insel der Stabilität ist, wie es US-Präsident Carter bei seinem letzten Besuch in Teheran Shah Reza Pahlavi zurief.

Sicherlich, diese Aussage wurde in einer ganz anderen historischen Epoche getätigt, zu einer Zeit als der kaiserliche Iran noch ein Verbündeter des Westens war, einer der engsten Alliierten. Doch unabhängig davon, dass die Monarchie damals schon zum Untergang verurteilt war, so bleibt doch gerade im Vergleich zu den Nachbarstaaten festzuhalten, dass dieses Land einen Machtfaktor darstellt, den man weder militärisch besiegen kann, noch ökonomisch strangulieren.

Bei allen Rätseln, welche das Regime in Teheran zweifelsohne aufgibt, bleibt doch festzuhalten, dass ein Regimechange von außen, wie er von Washington und Jerusalem erhofft oder angestrebt wird, keinerlei Erfolg haben wird. Wenn sich US-Außenminister Pompeo in Washington DC demonstrativ mit Vertretern der Volksmudschahedin trifft, einer Terrororganisation, die bei den Iranern so populär ist, wie der NSU in der Bundesrepublik, dann  ist dies ein deutliches Anzeichen dafür, dass die US-Strategie gegen den Iran zu tiefst auf den Hund gekommen ist.

Die Regierung in Teheran sieht sich einer Bevölkerung gegenüber, die immer weniger bereit dazu ist, die engen Rahmenbedingungen zu akzeptieren, welche die Theokratie ihren Untertanen verordnet. Allerdings wissen die Iraner auch, dass es ihnen wesentlich besser geht, als ihren Nachbarn im Irak oder Afghanistan, jenen Ländern, die angeblich vom Westen befreit wurden.

Was steckt also nun hinter Trumps Vorstoß?

Lediglich ein Impuls - Oder hat sich beim US-Präsidenten langsam die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Interessen der USA auf Dauer nicht mit Hilfe von Stämmen, wie dem Stamm der Saud, aus deren Reihen die meisten der Attentäter vom 11. September 2001 in Trumps Heimatstadt stammen, durchsetzbar sind?

Oder hat ihn die Reaktion der iranischen Führung überrascht, auch die Drohung, den Persischen Golf unpassierbar zu machen? In dem Machtkampf, den sich Iraner und Araber um die Vorherrschaft am Golf liefern, hatten sich der Westen und die USA zunächst auf die Seite der Saudis geschlagen, besonders im syrischen Bürgerkrieg. Inzwischen wird die Niederlage des Westens in Syrien eingestanden, zumindest hinter vorgehaltener Hand.

Die bisherige Strategie Washingtons hat in die Sackgasse geführt. Nun kommt es darauf an, welchen Druck die jeweiligen Lobby-Gruppen -auf allen Seiten- ausüben werden,  mit dem Ziel, eine eventuelle Verständigung zwischen Washington und Teheran zu sabotieren.

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